Bambus hat in jüngster Vergangenheit den Konsumgüterbereich im Sturm erobert. Es gibt Strohhalme aus Bambus, Fahrräder, Fußböden, Teller und Tassen, Möbel und Schreibutensilien – Bambus ist praktisch überall zu finden.
Es ist ein stark wachsendes Süßgras, das schon nach wenigen Jahren verholzt. Es weist so hervorragende technische Eigenschaften auf, dass es im Herkunftsland ähnlich oft und gern verwendet wird, wie bei uns Eiche oder Buche. Wenn wir in Europa nun Produkte aus Bambus aus dem asiatischen Raum beziehen stellt sich die Frage, wie nachhaltig dieses Konsumverhalten ist.
Bambus kommt in vielen Bereichen des Haushalts zum Einsatz.
Vorteile von Bambus im Überblick
Bambus wächst rasend schnell. Innerhalb weniger Jahre sind die Gräser reif für die Ernte, um die Halme wirtschaftlich zu nutzen. Im Vergleich zu Bäumen bietet Bambus verschiedene vorteilhafte Aspekte:
- Bambus verfügt über ein wesentlich schnelleres Wachstum, das mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnimmt.
- Nach der Ernte treibt die Pflanze aus dem Wurzelgeflecht (Rhizom) neue Triebe. Bambuspflanzen sind deshalb extrem vital.
- Die Rhizome befestigen den Boden und stoppen Bodenerosion.
- Der Anbau von Bambus kommt weitestgehend ohne zusätzliche Bewässerung, Pestizide und Düngemittel aus.
Dieser Aspekt da machen aus Bambus einen sehr interessanten Rohstoff, der stetig weiter wächst, also buchstäblich eine erneuerbare Quelle darstellt. Hintergrundwissen über den Bambus, seine Eigenschaften und die Nutzung liefert betten.de mit dem Beitrag „Bambus“.
Fairtrade von Bambusprodukten
Wer Produkte aus Bambus kaufen will, greift in erster Linie auf chinesische Ware zurück. Nicht alle Produkte sind fair gehandelt. Manche Waren weisen das FSC-Zertifikat auf. FSC steht für Forest Stewardship Council und beinhaltet die Einhaltung von bestimmten Umweltstandards sowie den nachhaltigen Anbau bzw. die nachhaltige Ernte.
Wer aber tiefer in das Thema Fairtrade eintaucht wird feststellen, dass das Siegel sich nicht auf die Produktionsbedingungen für die Menschen erstreckt. Fakt ist aber auch, dass aktuell überwiegend kleine bäuerliche Betriebe Bambus ernten. Monokulturen sind bislang noch unbekannt. Im Vergleich zum Baumwollanbau oder zum Reisanbau ist der Bambusanbau zumindest sozialverträglicher.
Tipp: Etiketten lesen und Inhaltsstoffe prüfen
Bambusprodukte werden mit Hilfsstoffen verarbeitet. So mancher Parkettboden wird mit Melaminharz verleimt und auch Bambus-Becher können ungesunden Klebstoff enthalten. Wird in einen Bambusbecher ein heißes Getränk gefüllt besteht die Gefahr, dass sich gesundheitsgefährdende Stoffe aus dem Klebstoff herauslösen. Ein umweltfreundlicher Becher ist also nicht immer auch ein gesundheitlich unbedenklicher Becher.
Verbraucher sollten beim Kauf von Produkten darauf achten, dass ein Nachhaltigkeits-Siegel (zum Beispiel FSC) die nachhaltige Produktion und Ernte bescheinigt. Außerdem ist es dringend zu empfehlen, problematische Inhaltsstoffe anhaltend der Deklarationsliste ausfindig zu machen. Das gilt insbesondere für Produkte, die in der Küche verwendet werden, weil hier die Gefahr besteht, die durch die Hitze aus dem Klebstoff gelösten Giftstoffe ungewollt mit den Speisen aufzunehmen.
C02-Bilanz von Bambus kritisch betrachtet
Kritiker sehen ein Problem in der Gesamtbilanz hinsichtlich des CO2 Belastung von Bambus. Denn es geht nicht allein um das Produkt, sondern auch um den Transport von Asien nach Europa. Allerdings ist es unmöglich, eine allgemeingültige Antwort zu geben, ob die CO2 Bilanz von Bambus zu hoch ausfällt.
Wer den Transportweg in die Waagschale wirft, um gegen Bambus zu argumentieren, muss darüber nachdenken, welche Alternativen zur Verfügung stehen. Wie schlägt sich Bambus im Vergleich zur Kunststoff? Oder steht heimisches Holz von der Klimabilanz her besser da als Bambus?
Bambus wächst in einem rasanten Tempo. Höhen von bis zu 30 Meter sind möglich.
Bambus vs. Kunststoff
Wer Bambus mit Kunststoff vergleicht und sich fragt, wer die Nase vorn hat, dem sei gesagt: Bambus gewinnt. Kunststoff wird in der Regel aus Erdöl hergestellt. Damit greift die Industrie auf einen endlichen Rohstoff zurück. Im Vergleich dazu ist Bambus ein nachwachsender Rohstoff. Die Produktion von Bambusprodukten ist deutlich weniger riskant und mit weniger CO2 Belastung verbunden als die Herstellung von Produkten aus Erdöl. Sind Bambusprodukte mit umweltfreundlichen und unbedenklichen Zusatzstoffen gefertigt, sind sie in der Regel biologisch abbaubar, was ein großes Plus für den Umweltschutz im Alltag ist. Von Kunststoffprodukten lässt sich das nicht behaupten.
Eine Alternative zu Bambus stellt Bio-Plastik dar. Es wird aus Mais oder Zuckerrohr hergestellt, was im Prinzip eine gute Option ist. Allerdings werden Zuckerrohr und Mais zur Produktion von Nahrungsmitteln gebraucht. Bambus hingegen gibt es in hunderten verschiedenen Sorten und in Hinblick auf die geplante Anwendung lassen sich bestimmte Sorten für bestimmte Zwecke bevorzugt verwenden. Die Bambusprodukte, die quasi als Ersatz für Kunststoff oder Holz eingesetzt werden, haben mit der Produktion von Lebensmitteln in der Regel nichts zu tun.
Tropenholz vs. Bambus
Im Vergleich zu Tropenholz ist Bambus ebenfalls die nachhaltigere Alternative. Tropenholz wächst sehr langsam. Es dauert fast ein Jahrhundert, mindestens aber 70 Jahre, bis ein gefällter tropischer Baum nachgewachsen ist. Bambus erneuert sich im Gegensatz dazu innerhalb weniger Jahre. Außerdem wird bei der Ernte von Bambus weniger stark in das Ökosystem eingegriffen, welches die Stabilität der Regenwälder gewährleistet.
Bambus vs. heimisches Hölzer
An dieser Stelle scheiden sich die Geister. Bambus wächst sehr schnell und ist wegen seiner hohen Speicherkapazität für CO2 grundsätzlich nachhaltiger als das Holz der meisten heimischen Gewächse. Doch die Transportwege sind im Vergleich zu den heimischen Hölzern exorbitant CO2-intensiv. Wer mit gesundem Menschenverstand einkauft und abwägt, ob ein Produkt aus Bambus oder beispielsweise aus heimischer Buche die bessere Wahl ist, muss die konkreten Produkte miteinander vergleichen. Gelegentlich kann die Wahl zugunsten des heimischen Holzes ausfallen, in anderen Fällen könnte die Produktion aus Bambus trotz des langen Transportweges unter Nachhaltigkeitsaspekten die bessere Wahl sein. Schließlich sollte das Holz aus Deutschland nachweislich nachhaltig produziert, geerntet und sozialverträglich verarbeitet werden, um überhaupt in Konkurrenz zu Bambus treten zu können. Denn ist ein Baum einmal gefällt, wächst er nicht wieder nach, wie Bambus es tut. Verbraucher sind gefragt, sich Öko-Zertifikate genau anzusehen und abzuwägen, welchen sie vertrauen.
Fazit: Bambus überzeugt in vielen Bereichen durch Nachhaltigkeit
Sicherlich gibt es Hersteller und Anbieter, die billige Bambusprodukte aus Asien importieren und auf dem deutschen Markt verkaufen wollen, ohne sich um Inhaltsstoffe, Produktionsbedingungen und andere nachhaltige Aspekte zu kümmern. Wenn sich Verbraucher an dem FSC-Label orientieren, das Produkte asiatischer Herkunft aufweisen sollten, tun sie bereits einen wichtigen Schritt, um im Alltag nachhaltig zu leben. Sind die weiteren Inhaltsstoffe auch unbedenklich, steht dem Kauf eines Bambusprodukts aus Sicht der Nachhaltigkeit nichts im Wege.
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